Starkoch. Sternekoch. Unbestechlicher. Michelin-Verneiner. Das sind nur einige der Attribute, die auf den in den 1980er Jahren berühmt gewordenen Franz Keller zutreffen.
Bereits 1993 schwor er dem Sterne- und Hauben-Leben ab und begann ganz von vorn. Seine Ägide: “Vom Einfachen das Beste.”
Da erscheint es nur folgerichtig, dass Altmeister Keller auch seinem neuen Buch eben dieses Credo als Titel spendierte.
Ich habe es gelesen. Zweimal. Nach der ersten Lektüre war ich enttäuscht – denn oberflächlich betrachtet wagt Keller einen dreibeinigen Spagat zwischen Autobiographie, Abrechnung mit der derzeit vorherrschenden Nahrungsmittel-Verarbeitung und einer Werbetour für seinen Falkenhof mit eigener Zucht und die Adler Wirtschaft, die mittlerweile von seinem Sohn Franz Junior geführt wird.
Erst beim zweiten Lesen erschließt sich so manche Einsicht, und die Anekdoten aus Kellers illustrem Werdegang werden nicht nur als amüsant sondern sogar als spannend wahrgenommen.
Da verzeiht man ihm nicht nur aus reiner Sympathie und beruflichem Respekt den ungebrochenen Idealismus, der zuweilen beinahe in Schimpftiraden und pauschalen Anklagen endet. Keller ist nun mal Keller – und alles Andere würde ihn unglaubwürdig machen.
Natürlich geht’s in diesem Buch auch viel um Fleisch und dessen Qualität. Kellers Anmerkungen zu Kobe, Wagyu und anderen derzeit aktuellen Züchtungen sind nicht nur interessant sondern auch so spannend, dass schon beim Lesen per Suchmaschine überprüft wird, ob’s stimmt.
Mein Tipp: Lesen. Zweimal mindestens.
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Die Buchbesprechung verfasste Tim Oberstebrink.