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Kommen jetzt die 7% zurück? Ein Kommentar

Die Bundestagswahl ist gelaufen. Die CDU als stärkste Kraft wird wohl die Regierung bilden. Mit im Gepäck des CDU-Wahlkampfs: Rückkehr zu 7% Umsatzsteuer in der Gastronomie.

Ich denke, dies ist ein passender Moment, um Erwartungen und Auswirkungen zu beleuchten, sollte die Rückkehr zu 7% USt. in der Gastronomie Realität werden.

Wird diese Erleichterung von 12 Prozentpunkten Umsatzsteuer bei den Gästen ankommen – oder bleibt sie nur ein buchhalterischer Vorteil für die Gastronomiebetriebe?

1. Die Steuerersparnis muss an Gäste weitergegeben werden

Ein bedeutender Teil der Gäste hat mit den jüngsten Preissteigerungen in der Gastronomie zu kämpfen. Seit der Rückkehr zum regulären Mehrwertsteuersatz von 19% im Januar 2024 sind die Preise vielerorts gestiegen – nicht nur wegen der höheren Steuer, sondern auch durch Inflation, steigende Lohnkosten und höhere Energiepreise. Das führt dazu, dass sich viele Menschen einen Restaurantbesuch seltener leisten oder ganz darauf verzichten.

Wenn die Mehrwertsteuer nun wieder auf 7% gesenkt wird, gibt es zwei Möglichkeiten:

1. Gastronomen behalten die Steuerersparnis ein, um ihre eigenen Kosten zu decken.

  • In diesem Fall bleiben die Preise für die Gäste unverändert hoch.
  • Der Effekt für den Verbraucher ist gleich null – es bleibt eine reine Unternehmenssubvention.

2. Gastronomen geben die Steuerersparnis an die Gäste weiter, indem sie ihre Preise senken.

  • Das würde die tatsächlichen Kosten für die Gäste senken, wodurch mehr Menschen wieder häufiger essen gehen könnten.
  • Diese steigende Nachfrage könnte langfristig zu höheren Gesamteinnahmen für Gastronomen führen – trotz niedrigerer Einzelpreise.

Die entscheidende Frage lautet also: Wird die Gastronomie die Steuererleichterung als Mittel zur Preissenkung nutzen oder lediglich zur Margensicherung?

2. Beispielrechnung: Wie viel könnten Gäste sparen?

Um das Potenzial einer Preissenkung zu verdeutlichen, betrachten wir ein Beispiel:

Ausgangssituation mit 19% Mehrwertsteuer:

Ein typisches Tellergericht in einem Restaurant kostet derzeit 25 Euro brutto (inkl. 19% Mehrwertsteuer).

  • Nettopreis (ohne Steuer) = 21,01 Euro
  • Mehrwertsteuer (19%) = 3,99 Euro
  • Endpreis für den Gast: 25,00 Euro

Beispiel-Situation mit 7% Mehrwertsteuer:

Wird die Mehrwertsteuer auf 7% gesenkt, dann bleibt der Nettopreis von 21,01 Euro gleich.

  • Neue Mehrwertsteuer (7%) = 1,47 Euro
  • Neuer Endpreis für den Gast: 22,48 Euro

Das bedeutet eine Preissenkung von 2,52 Euro, also rund 10,1% günstiger für den Gast.

Bei einer Familie, die für ein gemeinsames Essen bisher 100 Euro zahlt, würde sich der Preis auf 89,92 Euro reduzieren – eine spürbare Erleichterung.

3. Warum eine Preissenkung mehr als ein Einmaleffekt wäre

Viele argumentieren, dass eine einmalige Preisanpassung zwar kurzfristig gut für die Gäste ist, aber keine langfristigen Vorteile bringt. Das stimmt jedoch nur teilweise – denn in einer stark preissensiblen Branche wie der Gastronomie hat eine echte Preissenkung langfristige Auswirkungen auf das Konsumverhalten.

Dynamische Effekte einer Preissenkung:

  • Mehr Gäste: Wenn ein Essen günstiger wird, können sich mehr Menschen einen Restaurantbesuch leisten – oder Stammgäste kommen häufiger.
  • Höhere Umsätze trotz geringerer Preise: Ein Restaurant, das durch niedrigere Preise 10% mehr Gäste anzieht, gleicht den Umsatzrückgang durch die größere Gästezahl oft aus.
  • Belebung der Innenstädte: Gastronomie ist ein wichtiger Bestandteil des öffentlichen Lebens – niedrigere Preise könnten dazu beitragen, Stadtzentren attraktiver zu machen.
  • Mehr Trinkgeld & höhere Zufriedenheit: Gäste, die weniger für ihr Essen zahlen, sind oft bereit, mehr Trinkgeld zu geben oder sich noch eine Vorspeise oder ein Dessert zu gönnen.

Daher wäre eine Rückkehr zu 7% kein Einmaleffekt, sondern könnte einen positiven Kreislauf aus steigender Nachfrage und stabileren Umsätzen in der Branche auslösen.

4. Die Verantwortung liegt bei der Gastronomie

Politisch betrachtet ist die Senkung der Mehrwertsteuer eine wirtschaftspolitische Maßnahme zur Unterstützung der Gastronomie. Doch die Politik kann nicht vorschreiben, wie die Branche damit umgeht. Die Gastronomen selbst tragen die Verantwortung, ob diese Erleichterung wirklich bei den Gästen ankommt oder lediglich als betriebswirtschaftlicher Puffer dient.

Wenn Gastronomen die Preissenkung nutzen, um ihre Gäste zu entlasten, könnte sich das für sie langfristig auszahlen. Wenn nicht, bleibt die Maßnahme nur eine versteckte Subvention ohne echten Nutzen für den Verbraucher.

Sie ahnen es bereits: Meine Gedanken sind langfristiger Natur und nicht auf Sondereffekte, die nur einmal in der G&V eine Rolle spielen, beschränkt. Ungeachtet jeder Diskussion über Steuergerechtigkeit – das ist hier nicht das Thema.

Und: In diesem Kommentar ist viel „Könnte“ enthalten. Denn niemand weiß wirklich, was die Zukunft bringen wird. Ziehen 12 Prozentpunkte weniger Umsatzsteuer wirklich mehr Gäste oder haben wir vielmehr ein strukturelles Problem, wo der soziale Treffpunkt eben nicht mehr das Gasthaus oder das Restaurant ist sondern die WhatsApp-Gruppe?

Aber: Der Außer-Haus-Verzehr steigt, obwohl die Anzahl der Betriebe sinkt. Warum? Weil Verkehrsgastronomie, Handelsgastronomie und andere Skalierbare Modelle auf dem Vormarsch sind. Notabene: Meist werden diese abgegebenen Speisen ohnehin mit 7% USt. belegt, weil niemand vor Ort isst.

Letztendlich entscheidet die Branche, ob diese Steuererleichterung ein echter Konjunkturmotor wird – oder nur ein kurzfristiger Rettungsring für einzelne Betriebe. Konjunkturmotor, und damit nachhaltiger Gäste- und Gastro-Vorteil, kann die Steuererleichterung nur dann sein, wenn Gäste die Preissenkung sehen.


Ein Kommentar von FSE-News Herausgeber Tim Oberstebrink.


 

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