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Interview mit Winterhalter-GF Klaus Brack: Warum mitdenkende Technik allen dienen kann

Klaus Brack, Geschäftsführer
Winterhalter Deutschland GmbH

Klaus Brack ist seit Beginn des Jahres Geschäftsführer der Winterhalter Deutschland GmbH. Als Nachfolger des in die Holding berufenen Thomas Pfeiffer hat er ein gut bestelltes Feld übernommen. Die Digitalisierung und damit das Vorantreiben der beiden Winterhalter-Themen Connected Wash und Pay per wash mit Kunden in Deutschland gehört nun zu Bracks wesentlichen Aufgaben.

FSE-News-Herausgeber Tim Oberstebrink sprach mit Klaus Brack über Digitalisierung, Kundennutzen, Plattformen und Fertigung.

FSE-News: Herr Brack, auf dem Weg hierhin sind wir durch die Werkshallen gegangen, wo Winterhalter die [ds_preview]Hauben-Maschinen baut. Wo sind denn die fertigen Maschinen? Ein Lager habe ich nicht entdecken können, nur versandfertige Maschinen.

Klaus Brack: Da haben Sie gleich einen der wesentlichen Punkte angesprochen, die mit der digitalen Welt zu tun haben. Mit unserer Software und der Anpassung einiger Produktionsprozesse konnten wir uns vom Aufbau eines Verkaufslagers nahezu komplett verabschieden.

FSE-News: Das heißt, als Hersteller binden Sie weniger Kapital?

Brack: Ja genau – das war allerdings nicht das Ziel sondern eine positive Nebenwirkung. Ziel war, jede Maschine für jeden Kunden individuell produzieren zu können und trotzdem spätestens 72 Stunden nach Bestelleingang die Maschine beim Kunden in Betrieb nehmen zu können. Meistens dauert es sogar nur 24 bis 48 Stunden – je nach Auslastung.

FSE-News: Und den Gastronomen ist wirklich so wichtig, dass die Maschine, die aufgestellt wird, speziell für sie gebaut wurde?

Brack: Ob es wichtig ist, dass eine Maschine, die ich bestelle, nur für mich persönlich ist? Das entscheidet sicher jeder für sich. Jedoch: Betrachten Sie es einfach einmal von der anderen Seite – jeder legt Wert darauf, dass das, was er kauft, keinen unerwünschten Ballast mit an Bord hat, der auch noch mit bezahlt werden muss. Dann wird ein Schuh draus.

FSE-News: In Ihrer Fertigung können Sie also für jede Maschine sofort sagen, für welchen Kunden das Gerät ist?

Brack: Genau. Sehen Sie – bis zu einem gewissen Grad sind ja alle Maschinen gleich. Quasi bis zum Rohbau, wenn man so will. Also bauen wir uns einen kleinen Vorrat an Maschinen auf, die alle identisch sind. Weil sie ohnehin die verbauten Teile benötigen, unabhängig von der weiteren Konfiguration.

FSE-News: Und dann?

Brack: Sowie eine Bestellung von einem unserer Vertriebspartner eingeht, erhält eine dieser halbfertigen Maschinen ihre „Geburtsurkunde“. Ab jetzt hat sie eine Seriennummer und ist einem bestimmten Kunden zugeordnet. Unsere Software sagt nun den Monteuren genau, wie diese Maschine konfiguriert ist und stellt dafür die benötigten Teile zur Verfügung.

FSE-News: Das senkt natürlich auch das Risiko unnötiger Arbeiten.

Brack: Wie gesagt – nicht nur die Gastronomen haben etwas davon, sondern wir ebenfalls. Wenn wir das nicht könnten, dann könnten wir die Produkte auch nicht immer zu wettbewerbsfähigen Preisen anbieten.

FSE-News: Winterhalter hat ja vor gut eineinhalb Jahren mit der Digitalisierung der Spültechnik begonnen. Wenn Sie heute auf die vergangenen 18 Monate zurückblicken – welche Zwischenbilanz können Sie ziehen?

Brack: Bis auf ein, zwei kleinere Abweichungen sind wir genau dort, wo wir sein wollten: Im Führerhaus des Digitalisierungs-Triebwagens und nicht irgendwo in einem der hinterherfahrenden Waggons oder gar Züge.

FSE-News: Das heißt?

Brack: Das heißt, dass die Digitalisierung heute nicht mehr wegzudenken ist. 2018 wird von Einigen auch als das „Jahr des IoT“ – des Internet of Things – bezeichnet. Für Hersteller, die wie wir ihre Produkte im oberen Qualitäts-Segment anbieten, ist das Anbieten digitaler Lösungen unverzichtbar.

FSE-News: Aber die Durchdringung im Markt ist, mit Verlaub, noch nicht wirklich gegeben.

Brack: Betrachten Sie es einmal folgendermaßen: Wenn Sie heute eine neue Spülmaschine kaufen, dann tun Sie dies ja nicht in der Annahme, dass Sie nächstes oder übernächstes Jahr schon wieder eine neue Maschine brauchen. Sie tun dies in der Hoffnung, dass das Gerät auch den Anforderungen in 6 oder 8 Jahren standhält – und zwar während Ihr Betrieb hoffentlich wächst. Selbst wenn Sie dieses oder nächstes Jahr Ihr Gerät noch nicht online bringen – irgendwann werden Sie dies tun wollen. Ihre Spülmaschine soll nämlich nicht irgendwann das einzige Gerät sein, was noch nicht vernetzt ist.

FSE-News: Früher an später denken?

Brack: Unternehmerisch denken – und sowohl Herausforderungen als auch Chancen ins Kalkül ziehen.

FSE-News: Sie sind ja von Hause aus Techniker und Kaufmann. Kommt daher die Begeisterung für das Thema?

Brack: Die Begeisterung habe ich als Vertriebschef. Meine Ausbildung hat allerdings dazu beigetragen, dass ich die Notwendigkeit einiger Entwicklungen vielleicht etwas früher sehen konnte. Und mit Ralph Winterhalter und Thomas Pfeiffer zwei Ansprechpartner habe, die in Bezug darauf ebenso ticken.

FSE-News: Auf Ihrem iPhone habe ich die Winterhalter App gesehen – hier können Sie ja mehrere Maschinen anrufen und jeweils die Leistungs- und Betriebsparameter ablesen.

Brack: Stimmt.

FSE-News: Wissen Sie, wie viele Ihrer Kunden diese Überwachungsfunktionen auch wirklich nutzen?

Brack: Wir wissen, welche Kunden für „connected wash“ angemeldet sind. Wie oft jemand seine App öffnet, sehen wir natürlich nicht.

FSE-News: Aber die Betriebsparameter der Maschinen Ihres Kunden können Sie schon sehen, oder?

Brack: Ja, das können wir. Das kann auch, wenn vom Kunden gewünscht, unserer Partner im Markt – also der Fachhändler, der die Maschine geliefert hat und der auch für die Wartung angerufen wird.

FSE-News: Gibt es da nicht Befürchtungen in Sachen Datenschutz?

Brack: Wir haben festgestellt, dass die Befürchtungen immer nur so lange existieren, wie der Anwender noch nicht weiß, welche Informationen wir haben und welchen Vorteil er selbst davon hat, dass die Daten transparent sind.

FSE-News: Echte Überzeugungsarbeit also?

Brack: Zu Beginn schon – Sie erinnern sich ja an die Gespräche im Roadshow-Container Ende 2016. Aber je länger ein Thema im Markt ist, desto rascher stellt sich auch irgendwann eine fast automatische Akzeptanz ein.

FSE-News: Also ist jede Winterhalter-Maschine serienmäßig mit „connected wash“ ausgestattet?

Brack: Irgendwann wird das sicher so sein. Derzeit ist es noch eine Option, für die sich ein Kunde bewusst entscheidet. Wie gesagt: Niemand bezahlt gern etwas, was er nicht zu brauchen glaubt.

FSE-News: Ich setze mich jetzt einmal auf den Stuhl des Kunden und sage: „Ich will aber gar nicht für jedes Gerät bzw. von jedem Hersteller eine eigene App haben.“ Was antworten Sie?

Brack: Das ist vollkommen nachvollziehbar. Hier befindet sich unsere gesamte Industrie, und damit meine ich nicht nur die Spültechnik-Hersteller, im Gestaltungs-Prozess. Aber sehen Sie: Am Ende ist es egal, ob ein Kunde die Überwachung und die Vorteile der digitalen Vernetzung seiner Geräte auf unserer App sieht oder vielleicht auf einer übergeordneten Anwendung, die auf einen Blick alle seine Geräte anzeigt. Aus unserer Erfahrung hängt dies an zwei Faktoren: Einerseits an der Betriebsgröße, sprich der Anzahl der Maschinen, und andererseits am Modernisierungsgrad – also der Anzahl der vernetzbaren Maschinen.

FSE-News: Wer heute also ohne Vernetzung bestellt…

Brack: …der ist sich ziemlich sicher, dass er das in den nächsten 10 Jahren nicht benötigen wird.

FSE-News: Schade, oder?

Brack: Nein, gar nicht. Wir treten ja nicht an, unsere Kunden zu bekehren. Wir nennen die Vorteile der ganzen Entwicklung, ganz klar. Aber unternehmerische Entscheidungen treffen unsere Kunden natürlich selbst.

FSE-News: Auch, ob eine Maschine nun mal endlich gewartet werden muss oder nicht?

Brack: Damit haben Sie eines der wesentlichen Argumente gebracht, warum immer mehr Kunden sich für die Vernetzung entscheiden: Unsere Servicepartner und wir können nämlich so ein bisschen in die Glaskugel schauen. Aufgrund der Betriebsdaten einer Maschine können unsere Servicepartner den Kunden auch von sich aus aktiv ansprechen und ihn darauf aufmerksam machen, dass das Ausfallrisiko nun oberhalb eines gewissen Prozentsatzes liegt.

FSE-News: So nach dem Motto „80% der Maschinen mit der vergleichbaren Laufleistung werden in den nächsten 14 Tagen nach einem Serviceeinsatz rufen?“

Brack: So ähnlich, ja. Einen möglichen Ausfall zu vermeiden, ist vielen, vielen, Kunden etwas Wert. Eine Spülmaschine fällt nämlich immer dann aus, wenn sie gerade spülen soll. Mit der sogenannten „vorausschauenden Wartung“ sinkt das Ausfallrisiko drastisch.

FSE-News: Gibt es nicht Kunden, die dann glauben, mehr für Wartung zu bezahlen als früher?

Brack: Möglicherweise – aber auch die Servicepartner haben dasselbe Problem wie ihre Kunden, nämlich Fachkräftemangel. Warum sollten sie irgendwo hinfahren, ohne dass es nötig ist?

FSE-News: Was sollte eine moderne Spülmaschine sonst noch können?

Brack: Ansonsten soll sie ganz einfach das tun, wofür sie angeschafft wurde – nämlich dafür sorgen, dass immer und bei jeder Belastung perfekt sauberes Spülgut wieder herauskommt.

FSE-News: Schön zu sehen, dass Digitalisierung nicht nur Selbstzweck ist. Herr Brack, herzlichen Dank für das Gespräch.

 

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