Corona: Können wir uns leisten, den Laden wieder aufzuschließen?

Meinung / Kommentar

FSE-News Herausgeber Tim Oberstebrink (FCSI)

Die bundesweite Schließung der Gastronomie tut allen weh, keine Frage. Nicht nur den Gastronomen, sondern auch den Gästen. Schließlich geht man ja nicht zur Speisen- und Getränke-Aufnahme in Kneipe, Gasthaus und Restaurant. Man will Menschen treffen, sich in ungezwungener Atmosphäre unterhalten, Spaß haben.

Das alles geht gerade nicht. Damit brechen die Umsätze weg, die für das Bestreiten der Fixkosten notwendig sind. Allerdings sind, sollte beispielsweise Kurzarbeit bewilligt worden sein, auch diese Kosten reduziert. Und gestundete oder sogar erlassene Miet- und Pachtzahlungen helfen vielen der Zunft ebenfalls. Sicher, das ist für die Einige nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber besser als nichts.

Ich überlege mir allerdings auch, was passiert, wenn alle ihren Laden wieder aufschließen. Ist der Gastraum dann sofort wieder ausreichend gefüllt mit zahlenden Gästen?

Die Erfahrung mit der schrittweisen Wieder-Öffnung des Einzelhandels zeigt: Nein. Die Kunden bleiben nach wie vor größtenteils zuhause. Das “Ich will mich verwöhnen lassen” ist noch nicht wieder da. Das “Ich will Spaß mit Anderen haben” macht immer noch Angst, gerade bei verstärkt verordneter Maskenpflicht. Die Maske ist quasi die stete Erinnerung daran, dass auch bei wieder eröffneter Gastronomie doch nicht alles so wie früher ist.

Selbst, wenn die Gastronomie wieder geöffnet wird, sollte sich jeder darüber im Klaren sein, welche kaufmännischen Folgen das für ihn haben wird. Sind Mieten und Pachten weiterhin gestundet oder erlassen? Wie viele Mitarbeiter muss ich aus der Kurzarbeit zurück holen und ergo wieder voll bezahlen? Welches Warenrisiko habe ich, wenn es noch keine Erfahrungswerte über tägliche Gästezahlen und Durchschnittsbons gibt?

Ich selbst freue mich schon auf den Tag, an dem ich wieder im Stammlokal und der Kneipe um die Ecke sitzen kann. Noch mehr würde mich freuen, wenn der Laden dann auch noch länger existiert – und nicht durch zu rasches Wiedereröffnen nur noch schneller in die Pleite rutschen muss.

Sicher ist eins: Ein Rezept, das für alle gleichermaßen gilt, wird es nicht geben. Betrachten wir also auch die Möglichkeit der Wiederöffnung von allen Seiten und nicht nur vom Wunsch her, einfach wieder aufzuschließen.


Dies ist ein Kommentar von FSE-News Herausgeber Tim Oberstebrink (FCSI)