BRITA öffnet Chemielabor für Besucher

Foto: BRITA

Über 80 Prozent ihres Umsatzes erwirtschaftet die BRITA Gruppe durch Exporte. Wo das Herz des Unternehmens schlägt, erfahren Interessierte, wenn sie den Hauptsitz in Taunusstein besuchen: Produktion, Chemielabor, Geschmacksforschung, Verwaltung – hier laufen viele Fäden zusammen.

Der Standort wächst, und das Unternehmen pflegt einen offenen Umgang mit Mitarbeitern, Gästen und Anwohnern. Teil dieser Unternehmenskultur sind daher Führungen, die Teilnehmern die Vielschichtigkeit von Wasser näherbringen sollen.

Am 6. Juni bekam eine kleine Besuchergruppe die Gelegenheit, jeden Entwicklungsschritt modernster Wasserfilter live in der Produktion nachzuvollziehen. Der Schwerpunkt der Führung lag auf dem Thema „Sensorik“. Bei einer Verkostung lernten die Teilnehmer viel über den Einfluss von gefiltertem Wasser in der Gastronomie- und Hotellerie – und über ihre eigenen Sinne.

Von der Geschmackslandkarte zum individuellen Geschmack

„Süß, salzig, bitter, sauer und umami – mit den bekannten Geschmacksrichtungen werden wir schon in Kürze nicht mehr auskommen“, erläutert Birgit Kohler, Wassersommelière und Leiterin des Sensorikbereichs bei BRITA. Begeistert berichtet sie davon, wie sich die Wissenschaft rund um den Einsatz der menschlichen Sinne als Messinstrumente rasant weiterentwickelt. Ein Prozess, den BRITA nicht nur aufmerksam verfolgen, sondern dank großen Know-hows auch mitgestalten will. Von der bekannten Geschmackslandkarte auf der Zunge hält die Expertin jedenfalls eher wenig. „Das ist eine zu einfache Interpretation von wissenschaftlichen Fakten. Sie zeigt lediglich auf, wie die meisten Menschen wahrscheinlich wahrnehmen. Aber Geschmack ist etwas sehr Individuelles. Süß immer auf der Zungenspitze? Das muss man wirklich relativieren“, erklärt sie den Besuchern ihres Heiligtums.

Im Verkostungsraum kann die kleine Gruppe im Anschluss selbst herausfinden, wie unterschiedlich Wasser schmecken kann und welchen Einfluss Wasser auf die Qualität von Tee und Kaffee hat. Gleiche Zubereitung, gleiche Inhaltsstoffe, unterschiedliches Wasser – jeweils aus der Leitung, jedoch einmal gefiltert und einmal nicht. Bewertet wurden neben dem Geschmack auch Parameter wie Optik und Geruch. Das Ergebnis ist eindeutig: Der großen Mehrheit der Probanden sagt Tee und Kaffee mit gefiltertem Wasser mehr zu – in allen sensorischen Dimensionen. BRITA führt derartige Testreihen regelmäßig nach wissenschaftlichen Kriterien durch, um eine valide Grundlage für die Weiterentwicklung der eigenen Filterprodukte zu haben. Je nachdem, welche Filtermischung man zum Einsatz bringt, können drei Arten von Wasser-Inhaltsstoffen reduziert werden: Wasserhärte, Stoffe aus der Wasser-Desinfektion und andere organische Verbindungen. Während die Karbonathärte in zu hoher Konzentration den Trinkgenuss trüben und zu unerwünschten Nebeneffekten wie verkalkten Maschinen führen kann, verursachen die beiden anderen Stoffgruppen unter Umständen bereits in kleinsten Mengen unangenehmen Fehlgeschmack. Wasserfilter schaffen hier verlässlich Abhilfe.

Produktionsbegehung: Einheit aus Mensch und Maschine

Kartusche, Filterkopf, Metallgehäuse – im Grunde weisen Wasserfilter für den professionellen Einsatz einen einfachen Aufbau auf. Dass es ganz so einfach nicht ist, erläutert Karl-Heinz Friedrich, Director Manufactoring Plant Germany: „Da wir uns chemische Prozesse im Filter zu Nutze machen, unterliegt unsere Produktion ähnlich strengen Auflagen wie die der Lebensmittelhersteller. Viermal jährlich werden wir unangekündigt von staatlicher Seite geprüft.“ Die Qualitätsansprüche in Taunusstein gelten für BRITA Produktionsstätten weltweit. So beispielsweise auch in der neuen Fabrik in China, die im Oktober 2017 eröffnet wurde und Filter für den asiatischen Markt produziert. Die Anlage in Wujiang gehört zu den modernsten ihrer Art und gewährleistet höchste Produktqualität. Ihr ist es zu verdanken, dass in Taunusstein gerade wieder Kapazitäten freigeworden sind. Die Maschinen laufen aufgrund der hohen Nachfrage dennoch auf Hochtouren, wie die Besucher bei einem Produktionsrundgang erleben konnten.

Die Prozesse hier sind weitestgehend automatisiert. Roboterarme und Fließbänder bestimmen die Szenerie. „Trotz Automatisierung beschäftigen wir rund 60 Mitarbeiter in der Produktion. Der ‚Faktor Mensch’ ist in unserer Produktion nicht wegzudenken“, relativiert Karl-Heinz Friedrich den ersten Eindruck. Mensch und Maschine sorgen so gemeinsam dafür, dass das hauseigene Rohstofflager alle ein bis zwei Tage neu gefüllt werden muss. Am Ende der Produktionskette steht das Recycling. BRITA Professional Wasserfilter werden in den firmeneigenen Einrichtungen recycelt und regeneriert. Dies ermöglicht attraktive Preise für BRITA Austauschfilter mit einer Garantie für volle Leistungsfähigkeit, da Komponenten geprüft und falls notwendig ersetzt werden. Die Kartuschen sind demnach voll recyclingfähig, wovon neben dem Wirtschaftskreislauf auch die Umwelt profitiert. Ionentauscher reinigt und reaktiviert BRITA, sodass sie in den Produktionskreislauf zurückkehren können. Weitere Materialien, wie die Aktivkohle oder Kunststoffe, werden an andere Nutzer abgegeben. Die Qualitätssicherung für all diese Schritte übernimmt das hauseigene Chemielabor von BRITA.

Ionentauscher und Aktivkohle im Zusammenspiel

„Chemie ist, wenn es kracht und stinkt“ lautet eine altbekannte Volksweisheit. Im Chemielabor von BRITA ist die Atmosphäre dagegen hochkonzentriert. Die Experten in weißen Laborkitteln prüfen Wasserproben und optimieren die Filterwirkung. Kopf des Teams ist Dr. Fried Lauterbach. Er erläutert die grundsätzliche Funktionsweise der beiden Kernelemente im Filter: „Ionentauscher nutzen die Ladung von Ionen im Wasser, um sie mit einer entgegengesetzten Ladung anzuziehen und zu binden. Die Aktivkohle weist hingegen den Vorteil einer großen inneren Oberfläche auf. Vier Gramm Aktivkohle haben etwa die Ausmaße eines Fußballfeldes. An der Oberfläche der hochporösen Struktur lagern sich Gase oder Flüssigkeiten an. Diesen Filtermechanismus nennt man Adsorption.“ Die Filtermischung aus Ionentauscher und Aktivkohle kann am Ende so abgestimmt werden, dass sie für jedes Wasser jeder Region passt. Das Resultat: Gleichbleibende Wasserqualität unabhängig vom Standort.

Das Team von Dr. Lauterbach testet hierbei Wasser und Filter unter Laborbedingungen, Wasserproben von Kunden und selbst Wasser von Kontinenten, wo die Grundreinheit des Wassers deutlich schlechter ist als in Deutschland. In eigenen Brutschränken züchten die Experten Hefen, Bakterien und Pilze, die im Trinkwasser vorkommen können – und erhöhen damit ihr Wissen über die Beschaffenheit von Wasser im Naturzustand. Unter dem Labor befinden sich große Tanks, deren Wasser unter dem wachsamen Sensor des Computers durch Filter geleitet wird, um die Filterleistung zu messen. Diese Tests werden unter realistischen Gebrauchsbedingungen durchgeführt, wie sie beispielsweise in der Gastronomie üblich sind.

Wasser hat viele Geschmacksnuancen, die durch eine professionelle Filtration je nach Bedarf herausgearbeitet werden können. Filter selbst sind hochtechnische Produkte – von der Herstellung über die Forschung und Optimierung bis hin zum optimalen Trinkgenuss. Davon konnten sich die Teilnehmer am Werksrundgang bei BRITA mit allen Sinnen überzeugen.