Exklusiv-Interview mit Ambach-Geschäftsführer Maurizio Vianello

Exklusiv-Interview

Ambach gehört zu den weltweit führenden Marken für Großküchentechnik. Das Traditionsunternehmen aus Südtirol ist seit einigen Jahren Teil der Mailänder Ali Group. Seit mittlerweile sieben Jahren führt Maurizio Vianello nun die Geschäfte des Küchenherstellers. Der gelernte Ingenieur hat mit FSE-News über den Markt professioneller Kochtechnik gesprochen.

FSE-News: Herr Vianello, dafür, dass der Markt so hart umkämpft ist und man überall von schließenden Hotels und Fachkräftemangel hört, sehen Sie ganz gelassen aus.

Maurizio Vianello: Da haben Sie ja gleich den richtigen Einstieg gewählt (lacht)! Nein, im Ernst, ich kann den Markt ja nicht so beeinflussen, dass morgen wieder zwanzig neue Hotels in Bozen oder Meran aufmachen und alle ihre Küche bei Ambach kaufen. Und was ich nicht in der Hand habe, davon muss ich mich auch nicht stressen lassen.

FSE-News: Was haben Sie denn in der Hand? Der Markt ist ja ein rauhes Fahrwasser.

Vianello: Nun, wir haben es beispielsweise in der Hand, welche Qualität wir unseren Kunden anbieten. Und vor allem, wie wir uns von unseren Wettbewerbern abheben können, nämlich beispielsweise durch die einzigartige Kombination aus Flexibilität und Technologie unserer Produktemit der sich alle Kundenwünsche maßgeschneidert und auf dem neuesten Stand der Technik umsetzen lassen.

FSE-News: Das heißt?

Vianello: Sehen Sie, als ich vor sieben Jahren bei Ambach angefangen habe, litt die ganze Branche noch unter den Auswirkungen der Wirtschaftskrise. Die lange Konjunkturflaute haben auch wir zu spüren bekommen. Aber wir haben uns auf unsere Stärken konzentriert und das gemacht, was wir am besten können.

FSE-News: Also Küchen bauen. Was haben Sie an der strategischen Ausrichtung des Unternehmens geändert?

Vianello: Ich würde es so ausdrücken: Wir sind heute anders aufgestellt. Wir legen unseren Fokus auf hochwertige Produkte. In der Leistung, im Design und in der Lebensdauer. Produkte, die keinen ausreichenden Deckungsbeitrag liefernund die vor allem im hart umkämpften Preiseinstiegs-Segment bestehen müssen, gibt es bei uns nicht.

FSE-News: Dann kann man bei Ihnen gar keine Preiseinstiegs-Produkte mehr kaufen?

Vianello: Genau. Wir haben alles, was kein Potenzial für wirtschaftlichen Erfolg mitbrachte, aus dem Sortiment gestrichen. Dafür sind die Arbeitskosten zu hoch, als dass wir uns mit Produkten aus Billiglohnländern messen könnten.

FSE-News: Worauf liegt denn heute der Fokus?

Vianello: Der Fokus liegt darauf, dass wir für unsere Kunden genau die Lösungen produzieren, mit denen sie wirtschaftlich erfolgreich sind. Das sind im Nahen Osten oder auch in Indien und China ganz andere Produkte als hier in Westeuropa.

FSE-News: Zum Beispiel?

Vianello: Schauen Sie sich einmal diesen Herdblock an. Auf der einen Seite sehen Sie alles, was Sie für das horizontale Kochen der sagen wir einmal klassischen europäischen Küche benötigen. Auf der anderen Seite sehen Sie hier einen eingebauten Tandoori-Ofen und 3 Meter weiter eine gasbetriebene Hochleistungs-Wokstation.

FSE-News: Fusionküche also?

Vianello: Die Entscheidung, welche Küche er benötigt, trifft unser Kunde. Wir bieten ihm die besten Gartechnologien bei maximaler Flexibilität, passend zu seinem Konzept.

FSE-News: Das erinnert mich etwas an eine Boutique – aber nicht prêt-à-porter.

Vianello: Boutique ist etwas zu klein gedacht – Ambach ist eine Manufaktur. Bei uns trifft handwerkliches Können auf hochmoderne industrielle Fertigung qualitativ sehr hochwertiger Produkte, die auf Leistungsfähigkeit, Effizienz und lange Lebensdauer ausgelegt sind. Darin, dass wir keine prêt-à-porter-Produkte liefern,stimme ich Ihnen zu. Wir stellen Profiküchen her und bieten neben den üblichen Beratungs- und Konzeptions-Leistungen sowie dem After-Sales-Service kundenspezifische Lösungen nach Maß an.

FSE-News: Ist Ambach somit gut aufgestellt für die Zukunft?

Vianello: (lacht) Was die Zukunft bringt, weiß niemand so genau. Gott sei Dank. Aber sagen wir es mal so: Die Ali Group freut sich über ihre Entscheidung, Ambach akquiriert zu haben. Das haben wir vor allem dem Einsatz unserer Mitarbeiter zu verdanken. Ihrer Flexibilität undLoyalität, vor allem auch ihrer Bereitschaft, optimistisch nach vorne zu schauen.

FSE-News: Worin sehen Sie den Hauptnutzen für Ihren Kunden?

Vianello: Abgesehen von der Qualität meinen Sie? Dann besteht der Hauptnutzen darin, dass wir sowohl vorne, also im Front Cooking Bereich, als auch hinten in der Hauptküche stark sind. Übrigens spielt hier auch die Optik eine Rolle – und da schlagen dann doch unsere italienischen Designer-Gene durch. Schauen Sie sich einmal diese Knebel an, die sind aus dem vollen Block gefräst und wiegen fast 300 Gramm. So etwas verbaut man nicht mal eben so in einemHerdblock der nur fünf Jahre halten muss. Ein weiterer riesiger Nutzen besteht in der Flexibilität der Produkte, um kundenspezifische Lösungen liefern zu können.

FSE-News: Ich sehe, Sie bauen auch Lösungen für Schiffe. Auch für Kreuzfahrtschiffe?

Vianello: Selbstverständlich. Schließlich wissen wir, wie man robuste Technik möglichst störungsarm baut. Gerade bei Schiffen besteht ja die Herausforderung, dass man nicht mal eben hinfahren kann, wenn etwas nicht funktioniert. Also bauen wir die Küchen – übrigens alle, nicht nur die Küchen für Schiffe – so, dass das Risiko eines Reparatureinsatzes so gering wie möglich ist. Dabei hilft beispielsweise auch unsere Plattform-Strategie, die man ja auch aus dem Automobilbau kennt. Wenn man immer dasselbe Chassis als Basis nutzt, entstehen weniger Fehler als wenn wir bei jedem Auftrag das Rad neu erfinden müssten.

FSE-News: Stichwort Erfindungsgeist – und damit zusammenhängend auch Fachkräftemangel: Bekommen Sie denn noch ausreichend Mitarbeiter? Südtirol ist nun auch nicht für hohe Arbeitslosenzahlen bekannt.

Vianello: Natürlich sind Spezialisten bei uns immer willkommen. Da geht es uns wie allen anderen auch. Aber wer einmal hier angefangen hat, der möchte in der Regel auch so schnell nicht mehr weg.

FSE-News: Was ist denn die „Amtssprache” bei Ambach?

Vianello: Deutsch, Englisch, Italienisch – und natürlich Südtirolerisch!

FSE-News: Kommt es da nicht zu Verwirrungen?

Vianello: Nein, das sind die Menschen ja auch aus ihrem Alltag gewohnt. Hauptsache, sie unterhalten sich unmissverständlich, dann ist die Sprache egal.

FSE-News: In einem Satz, Herr Vianello: Warum kaufen Kunden bei Ambach?

Vianello: Weil sich herumspricht, dass wir über die gesamte Nutzungsdauer der Küche ein den Preis wertes Angebot haben.

FSE-News: Herr Vianello, herzlichen Dank für das Gespräch.